Mit großem Erstaunen verfolgen wir Eltern, wie die Kinder zunächst die kleine Mundharmonika und verschiedene Schlaginstrumente erlernen, ohne die Noten im traditionellen Sinne aufsagen und benennen zu können. Stattdessen gibt es Häuser und Straßen und – bald die ersten kleinen selbst gespielten Stücke. Später, wenn viele der Kinder weitere Instrumente, Noten und Musiktheorie erlernen, stellen wir mit den Kindern erstaunt fest, dass die ungewöhnliche Pädagogik, wie von Ulrich Ristau sowohl in der Wilhelm-Busch-Schule als auch bis 2013 in Anfängerkursen der Musikschule im Freizeitheim Ricklingen vermittelt wurde, eine tragfähige Basis für diese schwierige Kunst ist. Das Erlernen der Dur-Tonleitern, ausgehend von allen Tönen steht als Beispiel für die eigens von Herrn Ristau entwickelte Methode: Die dazugehörigen Töne werden als Häuser einer Straße aufgefasst: Es steht bei der Dur-Tonleiter: Einzelhaus, Einzelhaus, Doppelhaus, Einzelhaus, Einzelhaus und Doppelhaus. Beginnend mit C heißt dies:
Aus dem 6. Haus, steigt aus dem Schornstein Rauch in Form des kleinen Buchstaben m, dies steht für Moll. Hier kann man in den Moll-Stadtteil einbiegen. Aber darum geht es jetzt nicht. Stattdessen soll nun die G-Dur-Tonleiter gebildet werden, wird quasi aus der C-Dur-Straße beim G-Haus abgebogen. Die Abfolge der Häuser muss aber gleich bleiben: Einzelhaus, Einzelhaus, Doppelhaus, Einzelhaus, Einzelhaus und Doppelhaus.
ABER: nun wird mit der Ausgangsstraße verglichen: Das C-Haus muss alleine stehen, tut es auch. Das D-Haus muss alleine stehen, das tut es ebenfalls. Das E-Haus steht als Doppelhaus, das steht jetzt alleine, verschoben wurde das F und wird damit zum Fis, damit am Ende ein Doppelhaus steht. WICHTIG: In dem Dur-Stadtteil sind das 3. und 4. Haus einer Straße sowie das 7. und 8. Haus immer Doppelhäuser (einen Halbtonschritt entfernt). Zu dieser sehr anschaulichen Lehre entwickelte Ulrich Ristau ein Lehrbuch „Mundharmonika – Schule und elementare Musiklehre. Geeignet für das Klassenmusizieren an Grundschulen und die Musikalische Grundausbildung an Musikschulen“, das inzwischen mehrfach überarbeitet und erweitert wurde. Ruhe, Geduld, Wiederholung, genaues Beobachten, gemeinsames Üben, Hören, Spielen, Improvisieren können als die Ecksteine des Unterrichts genannt werden. Besonders das aufmerksame Achtgeben auf einander und die Konzentration der kleinen, lebhaften Kinder hat die Erwachsenen, die Eltern und Konzertbesucher immer wieder erstaunt. Daneben bot Ulrich Ristau zahlreiche ganzheitlich-humanistische Angebote an, die über den traditionellen Musikunterricht hinausgingen: es wurde gesungen, Origami mit Papier gefaltet, gedrechselt, u.v.m.
aus: Ulrich Ristau, Mundharmonika-Schule und elementare Musiklehre. 2. Aufl. Überarbeitete Fassung. Selbstdruck Hannover 2007.